Instrumente
der Mitarbeiterbindung
Heutzutage ist es nicht mehr nur wichtig, qualifizierte und gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es von größter Bedeutung, diese Arbeitnehmer auch langfristig an das Unternehmen zu binden – denn Bewerber sind rar und dementsprechend sollte man versuchen die Fachkräfte, die man schon von sich überzeugen konnte, unbedingt zu behalten. Genau dafür kommen Instrumente der Mitarbeiterbindung zum Einsatz.
Das Ziel eines jeden Arbeitgebers sollte es sein, dass sich die Beschäftigten wohl- und vor allem wertgeschätzt fühlen, sich mit der Firma identifizieren können und so motiviert und gerne ihrem Job nachgehen. Dafür müssen Anreize geschaffen werden, denn die Konkurrenz schläft nicht. Gerade per Direktansprache, z. B. über Business-Netzwerke wie LinkedIn, werden Arbeitnehmer immer häufiger auf Stellenangebote bei anderen Firmen aufmerksam gemacht und können abgeworben werden. Unternehmen sollten sich dessen immer bewusst sein und diesen Fall vorbeugen.
Die häufigsten
Instrumente der Mitarbeiterbindung
Am besten macht man sich als Arbeitgeber also Gedanken dazu, was sich die Beschäftigten wünschen. Es stehen die verschiedensten Möglichkeiten zur Verfügung, womit man seine Mitarbeiter von sich überzeugen kann: von finanziellen und materiellen Anreizen über Team-Events bis hin zu Benefits wie Yoga-Kurse, die es in vielleicht keinem anderen Unternehmen in der Region gibt.
Finanzielle Anreize:
Gerade für die jüngere Generation steht das Gehalt oder die Zahl der Urlaubstage nicht mehr an erster Stelle. Aber: Ein zu gering empfundenes Gehalt ist einer der häufigsten Kündigungsgründe. Wichtig ist eine gute Lohnpolitik, die sich an der Leistung der Angestellten orientiert, also auf jeden Fall. Als Instrumente der Mitarbeiterbindung kommen zum Einsatz:
- Gehaltserhöhungen
- Bonus-Zahlungen
- Rabatte, z. B. bei Partnerunternehmen
- Gutscheine wie Verzehr- oder Einkaufsgutscheine
- Jobtickets/Fahrtkostenübernahme
- Altersvorsorge
Arbeitsmodelle
Mitarbeiter fragen nach neuen Arbeitsmodellen, mehr Verantwortung, Freiraum im Arbeitsbereich, Mitgestaltungsmöglichkeiten und Entscheidungsspielräumen. Auch diese können zur Personalbindung beitragen.
- flexible Arbeitszeiten (Gleitzeit, Teilzeit etc.)
- Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten, z. B. Home-Office
- Überarbeitung der Unternehmens- und Teamstruktur
- Einführung von flachen Hierarchien
Aufgaben und Entwicklung
Das Betätigungsfeld soll attraktiv sein und stetig neue Herausforderungen bieten. Potenzielle Bewerber suchen optimale Entwicklungschancen im Unternehmen und erwarten langfristige Perspektiven – sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene. Wenn ein Mitarbeiter lange in der Firma bleiben soll, müssen sich auch seine Aufgaben entsprechend anpassen, denn niemand möchte genau denselben Job sein Leben lang machen.
- Vielfältige Tätigkeiten
- Übernahme neuer Aufgaben, ggf. Team- oder Abteilungswechsel
- Schulungen und Weiterbildungen
- Persönliche Entwicklung durch Coachings
Arbeitsatmosphäre
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch das Betriebsklima und das Miteinander unter den Kollegen. Teamevents sind eine gute Möglichkeit, das Team zu stärken und sich gegenseitig besser kennenzulernen, um so das Arbeiten miteinander noch angenehmer zu machen.
- Teambuilding-Aktivitäten
- regelmäßige Team-Events, z. B. einmal im Monat nach Feierabend
- Arbeitsgruppen mit Austausch zu bestimmten Themen
- Seminare und Workshops
Benefits
Immer mehr Unternehmen werben in Stellenanzeigen mit Benefits. Komplett ersetzen können sie die „klassischen“ Instrumente der Mitarbeiterbindung wie flexible Arbeitszeiten zwar nicht – aber sie helfen dabei, sich von anderen Unternehmen im Kampf um die besten Talente abzuheben.
- Sportkurse, z. B. Firmenyoga oder Fitnessstudio-Mitgliedschaften
- Diensthandys und Laptops
- Sprachkurse wie Business-Englisch
- ausgefallene Benefits, z. B. Popcornmaschine, Relax Areas, Playstation
Geschäftsführer und Finance Manager, die sich die Instrumente der Mitarbeiterbindung durchlesen, werden sich vielleicht denken: Wie soll das alles finanziert werden? Natürlich sind die Maßnahmen mit Kosten verbunden. Der letztendliche Return on Investment (ROI) rechtfertigt die Ausgaben jedoch. In der Regel ist es günstiger, Mitarbeiter länger bei sich zu beschäftigen als alle paar Monate neue Kollegen einzustellen und anzulernen. Am Ende lassen sich durch die Investition in die Arbeitnehmerbindung also sogar Kosten sparen. Und: Es kommt auf den gezielten Einsatz von Maßnahmen an, die sowohl zum Mitarbeiter als auch Unternehmen passen.
Welche Maßnahme
ist jetzt die richtige?
Das hier gilt es zu beachten:
Um Mitarbeiter langfristig zu binden, muss eine optimale Personalstrategie erfolgen. Zu Beginn bietet es sich an, den Status Quo auf Abteilungs- oder Teamebene zu analysieren: Was funktioniert gut, was nicht so gut? Wie ist die Grundeinstellung der Beschäftigten, wie ist ihre Motivation? Der allgemeine Tenor lässt sich gut durch interne Umfragen, die zum Beispiel per E-Mail herumgeschickt werden, herausfinden.
Idealerweise findet man aber auch die individuellen Wünsche eines jeden Arbeitnehmers heraus. Wichtig ist es, die Instrumente der Mitarbeiterbindung individuell abzustimmen, denn es nützt nichts, einen Familienvater einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt zu versprechen oder dem Single einen Betriebskindergarten zu bieten. HR-Verantwortliche sollten dafür in Feedback-Gespräche mit ihren Arbeitskollegen gehen. Weiß man, dass jemand wissensdurstig ist und vieles hinterfragt, dann sind Fortbildungsmaßnahmen ein geeignetes Mittel, um den Mitarbeiter zusätzlich zu motivieren. Ihn danach mit weiterführenden Entwicklungen auf dem entsprechenden Gebiet zu betrauen ist ein anschließender, strategischer Schritt. Wichtig ist ebenfalls, dass das Retentionmanagement nie zu einer Zwangsmaßnahme werden darf. Es soll als Anreiz und Motivation genutzt werden.
Außerdem sollten die ausgewählten Instrumente zur Mitarbeiterbindung zur Firma selbst passen: Ein Unternehmen in der Pflegebranche kann aufgrund von Schichtarbeit keine flexiblen Arbeitszeiten bieten, dafür aber vielleicht Rabatte und Sportprogramme.
Hand in Hand –
Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung
Was bei der Auswahl auch noch beachtet werden muss, ist ihre Effektivität: Gerade junge Unternehmen setzen auf Firmen-Benefits wie frisches Obst und kostenlose Getränke. Diese sorgen zwar für Aufmerksamkeit, aber langfristige Maßnahmen wie Schulungen oder flexible Arbeitszeiten sind wohl die besseren Instrumente der Mitarbeiterbindung. Sie spornen jeden an, sich dauerhaft in das Unternehmen einzubringen und eine langfristige Verbindung aufzubauen. Auch besondere Aktionen, die in der Presse publik gemacht werden, schaffen Aufmerksamkeit, prägen sich in die Erinnerung ein und stärken das Team.
Wer eine erfolgreiche Personalstrategie fahren möchte, für den gilt: Arbeitnehmer, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind, werden ihre Initiativbewerbung in erster Linie an Firmen schicken, die ein starkes Unternehmensimage haben und dafür bekannt sind, ausgezeichnete Arbeitsbedingungen zu bieten. Die Unternehmen müssen bei ihren Stellenausschreibungen darauf achten, genau diese Anreize und langfristigen Benefits für die neuen Mitarbeiter hervorzuheben.
Philipp Weber-Diefenbach
Autor
Philipp Weber-Diefenbach leitet mit Annette Raschke die Agentur- und Marketing-Services der index Gruppe. Employer Branding und Personalmarketing sind seine Steckenpferde, auch die Entwicklung am Stellenmarkt hat er immer fest im Blick. In seinen 20 Jahren bei index hat er schon zahlreiche HR-Marketing-Kampagnen für namhafte Unternehmen, Personaldienstleister und öffentliche Einrichtungen entwickelt und auf die Straße gebracht.
Philipp Weber-Diefenbach
Autor
Philipp Weber-Diefenbach leitet mit Annette Raschke die Agentur- und Marketing-Services der index Gruppe. Employer Branding und Personalmarketing sind seine Steckenpferde, auch die Entwicklung am Stellenmarkt hat er immer fest im Blick. In seinen 20 Jahren bei index hat er schon zahlreiche HR-Marketing-Kampagnen für namhafte Unternehmen, Personaldienstleister und öffentliche Einrichtungen entwickelt und auf die Straße gebracht.
Fotos: index GmbH, Koroll